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Maria die Ägypterin

Maria die Ägypterin IkoneNeben Maria, der Mutter Gottes und Maria Magdalena ist auch Maria, die Ägypterin in der christlichen Orthodoxie eine sehr bekannte und hoch verehrte Heilige. Mit Maria, der Ägypterin treffen wir in der Tat auf die Figur der Hure, der Prostituierten. Im Mittelpunkt dieser Heiligenlegende steht Ihre Bekehrung zum Christentum. Von der zügellosen und sündigen Person am Rande der Gesellschaft hin zu einer Frau, welche sich nach Erlösung und Glauben sehnt, oder mit anderen Worten: Aus der Unterwelt in die Arme Christi. Zu damaliger Zeit vor über 2.000 Jahren war dieser Wechsel sicher nicht leicht, ja fast unmöglich. Zu festgefahren waren die Rollen, Urteile und Vorurteile, und einmal auf die “schiefe Bahn” geraten war der Weg zurück kaum vorstellbar. Maria die Ägypterin vollbrachte genau dies. Sie entsagte ihrem 17 jährigen Lebenswandel in Alexandrien von Sünde und Verführung und begab sich auf die Suche nach Christus. Doch alle Wallfahrtsorte und Kirchen, die sie aufsuchte, verwehrten ihr ob ihres unzüchtigen Lebenswandels den Zutritt. Almosen und kleine Spenden halfen ihr immer wieder aus der Klemme - aber auch nicht wirklich weiter. Wo sie konnte, betete sie vor Ikonen der Mutter Gottes um Beistand und brach schließlich auf in die Wüste nahe des Jordanflusses.

Die Wüste war ein lebensfeindlicher Ort, wohl besonders für eine allein reisende Frau. Wenig Wasser und noch weniger Nahrung erwarteten die Hure und ihre Kleidung hing ihr bald, von der sengenden Sonne zermürbt, in Fetzen am abgemagerten Leibe. Kein Wasser für die Körperhygiene und bald hingen ihr die langen Haare in dünnen Strähnen vom Kopf, die sie wohl mit einem scharfen Stein von Zeit zu Zeit abschnitt - und damit auch ihr bisheriges, von Verführung und Betrug gezeichnetes Leben. Maria die Ägypterin zeigte sich zäh und suchte Gott 46 Jahre lang mitten in der Wüste in Entsagung und Gebet.

Maria Ägypterin und ZosimaDie Erlösung kam in Form eines Mönches, Zosima mit Namen. Dieser fand die vollkommen abgemagerte Frau, die nichts mehr am Leibe trug als ihre Haare. Maria sprach Zosima an und bat ihn um die Aufnahme in die christliche Gemeinschaft. Zum nächsten Osterfest wollte Zosima ihr aus dem Kelch des Heiligen Abendmahls das lebendige Leben geben. Als er sich am Gründonnerstag zu der Stelle des Jordan begab, um Maria die Ägypterin zu empfangen, gebärdete sich der Fluss als unpassierbar. Maria, so überliefert es die Legende, schlug das Kreuzzeichen und konnte daraufhin über den Jordan schreiten. So empfing sie durch Zosima die Heilige Kommunion und begab sich dann gleich wieder über den Fluss ins Ungewisse.

Nach einem Jahr besuchte sie der Mönch erneut an dieser Stelle. Er fand nur noch die tote Ägypterin vor, deren Körper sich jedoch, obwohl schon lange verstorben, unverwest zeigte. Da kam ein Löwe hinzu und begann mit seinen starken Tatzen ein Loch in den Boden zu graben. Dort hinein legte der Mönch die Ägypterin, die aufgrund ihrer Wandlung, Buße und Reue und nicht zuletzt wegen ihres unverwesten Körpers zu einer Heiligen aufgestiegen war.

Die Wüste, der offenbar lebensfeindliche Raum, ist in der christlichen Welt eben auch der Raum, in dem Gott erfahren werden kann - die Begegnung mit Gott stattfindet. So ist dieser Raum zwar im weltlichen und materiellem Sinne dem Menschen feindlich gestellt, ganz anders aber verhält es sich für die Seele eines jeden von uns. Die Seele begegnet in dem metaphysischen Ort der Wüste Dem Ewigen, der Ewigkeit und dem ewigen Leben.

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