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Eitempera - das Malmittel, welches den Ikonen
ihre besondere Ausstrahlung gibt

Ikonen sind mit Licht gemalte Bilder. Das Bindemittel für die Farbpigmente der traditionellen, orthodoxen Ikonenmalerei war und ist bis heute die sogenannte Eitempera. Das Gelbe vom Ei - im wahrsten Sinne des Wortes. Moderne Ikonenmaler verwenden heute auch gern Ölfarben oder Acrylfarben aus dem einfachen Grund, da diese schneller trocknen als die in Eitempera gemalten, und sich die Ikonen schneller verkaufen lassen. Öl.- und Acrylmalmittel verfügen jedoch bei weitem nicht über den typischen Glanz der Farben, den alten Ikonen eigen ist, eine Strahlkraft, welche sich unter den verschiedensten Lichtverhältnissen immer anders verhält und die den Ikonen ihren geheimnisvollen Zauber verleiht. In Eitempera gemalte Ikonen erblühen regelrecht im Kerzenlicht! Probieren Sie es aus.

Eitempera bietet darüber hinaus noch einen entscheidenden Vorteil gegenüber modernen Malmitteln: mit Eitempera geschaffene Ikonen sind sehr, sehr lange haltbar und verändern sich chemisch nicht mehr, nachdem sie getrocknet ist. Hingegen sind die chemischen Inhaltsstoffe der modernen Malmittel noch nicht ansatzweise so erprobt (in ihrer Beständigkeit und Langlebigkeit) wie die Eitempera. Die ersten bis heute überlieferte Ikonen in Eitempera stammen aus dem 6. Jahrhundert.

Also stelle auch ich meine Abschriften griechischer Ikonen auf traditionelle Art und Weise mit Eitempera her. Im Unterschied zu der russischen Ikonenmalerei fügt die griechische Ikonenmalerei dem Eigelb weniger Wasser hinzu. Die griechische Ikonenmalerei benutzt zahlreiche feine, nebeneinander gesetzte Pinselstriche mit kräftiger Eitempera, um sanfte Farbübergänge zu erzeugen. Bei der Restaurierung alter Ikonen kann dies ein großer Vorteil sein, denn in starkem Eigelb gelöste Farbpigmente haften ungleich stärker auf dem Malgrund als jene Farbpigmente, welche in einer stark mit Wasser verdünnten Eigelblösung verarbeitet wurden. Bei der Reinigung von alten Ikonen lösen sich bei den russischen Ikonen sehr leicht jene feine Lasuren, mit denen die Gesichtszüge, das sogenannte Inkarnat, gemalt wurden. Auch die Faltenwürfe der Gewänder fallen oft der Restauration zum Opfer. Hingegen konnte ich beobachten, dass griechische Ikonen aus gleichen Epochen sehr viel besser in ihren Feinheiten erhalten geblieben sind, auch nach einer beherzten Restauration.


natürliches Bindemittel für die Farbpigmente

Eitempera

Das Gelbe vom Ei wird seit der byzantinischen Zeit als Bindemittel für die Farbpigmente benutzt. Wichtig ist dabei, dass kein Eiklar in die Lösung gelangt. Daher spült man das getrennte Eigelb in der hohlen Hand unter einem sanftem Wasserstrahl solange, bis die kleine Nabelschnur abgezupft werden kann. Dann öffnet man den Eidottersack mit einer Nadel und läßt das Eigelb in das sauber gespülte Gefäß hineinlaufen. Zum Schluss macht Essig die Lösung etwas haltbarer.

Ei ist nicht gleich Ei! Ich bevorzuge Eier von freilaufenden Hühnern, die ich in meiner unmittelbaren kretischen Nachbarschaft finde. Das hier nicht benötigte Eiweiß findet später in der Vergoldung auf Polimentbasis seine weitere Verwendung.

 

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