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Andreas Ritzos - Ikonenmaler (1422-1492)

niklausEiner der führenden kretischen Ikonenmaler der frühen, Nachbyzantinischen Epoche. Geboren noch vor der Eroberung Konstantinopels (1453) auf der Insel Kreta, in der Hauptstadt Heraklion (früher: Candia), malte Andreas Ritzos seine wunderschönen Ikonen im Stil der kretischen Schule. Die feine Malweise aus Konstantinopel übernahm er meisterhaft und fügte zeitgenössische Variationen hinzu. Seine Arbeiten zeichnen sich durch einen hohen Grad an Präzision aus: sanfte Farbverläufe in den Hauttönen, stringente Linienführung in den Faltenwürfen der Gewänder. Diese Malweise, bereits in der Paläologenzeit zur Blüte gebracht, griff er wieder auf, verinnerlichte sie und gab ihr damit eine ihm eigene Ausdruckskraft.
Das Motiv des Heiligen Nikolaus wurde von ihm zwar nicht neu erfunden, aber Ritzos gab der Figur eine ungeahnte Würde und dem Antlitz eine wunderschöne Ausstrahlung. Seither nahmen und nehmen viele Ikonenmaler diese Ausführung als Prototyp für ihre Arbeiten.

Andreas Ritzos fertigte ebenfalls eine Ikone von den Heiligen Peter und Paul an und greift damit das Thema des Ferraro-Florentinischen Konzils (1438-39) auf. Auf seiner Ikone umarmen sich die Heiligen nicht, sondern halten die Florenzer Kathedrale “Maria del Fiore” gemeinsam in ihren Händen, der Ort, an dem das damals Konzil stattfand.
Wie es zu seiner Zeit üblich war, malte er Ikonen für Katholiken und Orthodoxe Auftraggeber gleichermaßen. Demzufolge unterzeichnete er seine Arbeiten entweder in griechisch oder in latein. Venezianische Stilelemente, besonders bei der Gestaltung von Thronen und Sitzen, lassen sich gut auf seinen Ikonen erkennen, jedoch unterwarf er sie der Anordnung von exakt gegliederten, räumlichen Flächen.

P1000949 kl 30x40 BIn der Werkstatt des Andreas Ritzos entstanden viele tragbare Christus-Marien-Ikonen (auf Holztafeln gemalt), deren Prototypen von Wandmalereien aus dem 12. Jhd. stammen. In schlichter Klarheit greift er das Thema der Odigitria (die Wegweisende) auf. Er schafft dabei jedoch eine ausdrucksstarke Variation, indem er die ursprünglich strenge Bildkomposition der Frontalität auflockert und in die 3/4 Ansicht der Gesichter überführt. Anstelle dem Betrachter frontal anzuschauen, blickt das Christuskind seine Mutter an. Dieser angedachten Zartheit steht die klare Anordnung der Farben und Faltenwürfe gegenüber, deren reiche Kontraste der Ikone solche Strahlkraft geben. Hier rechts in der Abbildung nicht übernommen, zeigt die berühmte Vorlage (aus dem Kloster Gonias) in den oberen Ecken zusätzlich noch die Erzengel Michael und Gabriel (hier noch) ohne die Leidenswerkzeuge vorzeigend.

Andreas Ritzos entwickelte diesen Ikonentyp in seinen Arbeiten weiter. Zu sehen ist nun die Mutter Gottes der Passion. Sie schaut den Betrachter der Ikone an und hält das zur Seite schauende Christuskind auf ihrem linken Arm, dem vor Schreck seine Sandale vom Fuß gleitet, da es die in den obigen Ecken gemalten Engel erblickt, die die Leidenswerkzeuge in ihren Händen vorzeigen.
Seine Werkstatt muß sehr viele solcher Ikonen gemalt haben, denn es sind fast ein Dutzend von ihm signierte Ikonen diesen Typs erhalten geblieben.

Kurz darauf entwickelte sich vermutlich daraus das Motiv der Glikofilousa. Hier neigt sich das Kind mit seinem Blick Schutz suchend zu seiner Mutter hin, die ihm, Wange an Wange (daher der Name Glikofilousa: die sanft Küssende) zärtlich ins Gesicht blickt. Die Sandale wird auf diesen Ikonen weiterhin vom Fuße abgefallen dargestellt und ist daher als Überleitung dieser beiden Ikonenthemen zu deuten.

Der Sohn Nikolaos Ritzos (erstmals erwähnt 1446, gestorben um 1505) führte, wie viele andere zeitgenössische Maler, das Werk des Vaters weiter. Kunsthistoriker bezeichnen die Zeit nach dem Fall von Konstantinopel (1453)  bis ins 16. Jhd. hinein heute als die “Kretische Schule”. Diese wiederum läßt sich in Stilrichtungen unterteilen, je nachdem, welche Stilelemente vorherrschten (Maniera Grecca, Maniera Venecia usw.).

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