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Russische Ikonenmalerei - Rublev Dreifaltigkeit

Ikone Rublev Dreifaltigkeit


Die Dreifaltigkeit wird im alten Testament mit dem abweichenden Begriff Dreieinigkeit bezeichnet. Eine weitere Bezeichnung lautet: Abrahams Gastmahl oder das Gastmahl zu Mambre. In jedem Fall wird auf die Gott-Dreiheit (Gott-Vater, Gott-Sohn, Gott-Heiliger Geist) verwiesen, die nur als Symbol darstellbar ist, da (außer Jesus-Christus) niemand Gott je optisch gesehen hat und die Darstellung daher ein Problem aufwies: Wie das Unsichtbare in Farbe bringen? Daher begegnen uns auf diesen Ikonentypen symbolhaft drei Engel, von denen keiner genauer bezeichnet ist.

Rublev, auch Rubljow übersetzt, malte die Ikone der Dreifaltigkeit in den Jahren 1422-27. Die Ikone wird zu den größten Schätzen der Kunst gezählt. Seine Ikone mißt in der Höhe 114 cm - meine obig gezeigte Abschrift ist 1 Meter hoch. Es sind hier drei Ikonen, und so ist meine Komposition mit 150 cm etwas breiter als die Rubljowsche, die 142 cm in der Breite misst. Hängt man die drei Tafeln mit etwas mehr Abstand voneinander, kann die ungeheure Raumpräsenz noch verstärkt werden.
Meine Arbeit unterscheidet sich jedoch noch in einem sehr wesentlichen Merkmal: Rublev malte klassisch auf Holz mit Kreidegrund. Ich habe ein Experiment gewagt und die Ikonen auf Leinwand gemalt. Sie sind daher sehr viel leichter, analog zu den zarten Farben, die Rublev’s Ikone damals wie heute so bedeutsam macht. Rublev wie ich benutzen in Eitempera gelöste Farbpigmente.

Die Dreifaltigkeit von Rublev wurde bereits einige Male restauriert und übermalt. Ursprünglich waren die Köpfe kleiner gehalten, wie man heute festgestellt hat. Die ätherisch wirkenden Farben wurden damals so zart von ihm aufgetragen, dass sie die Jahrhunderte leider nicht unbeschadet überstehen konnten. Doch anders lassen sich transparente Farben nicht erzeugen - sie sind empfindlicher als mit kräftigem Pinselstrich aufgetragene, deckende Farbschichten.
Die Leichtigkeit der von Rublev gewählten Farben und ihre Transzendenz haben mich überzeugt, ja begeistert. Auch der ehemals vergoldete Hintergrund ist in den Jahrhunderten einer eher elfenbeinfarbigen Struktur gewichen; pures Gold hätte diese Ikone sicherlich erschlagen. Auch heute stellen viele Maler und Liebhaber von Ikonen fest: Es muss nicht immer Gold sein. Wir haben die Symbolkraft des Goldes verstanden. Gold ist keine Farbe der Realität, sondern kündigt mit seiner Unzerstörbarkeit die Anwesenheit Gottes an. Von diesem Wissen schöpfen wir und so braucht es nicht mehr direkt anwesend zu sein, sondern lichte Farbe ersetzt hier symbolisch die Strahlkraft des Goldes.

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