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Panagia – Allheilige Gottesmutter -  Esfagmeni

Esphagmeni PanagiaDie gestochene Mutter Gottes, eine Wunderikone (Gnadenbild)

Wut und Wunder, Zorn und Reue - die Geschichte erzählt sich ungefähr so:
Ein Diakon (etwa: Küster) des griechischen Klosters Vatopaidi kommt, da er noch andere gottesfürchtige Pflichten zu erledigen hat, in diesem Fall die Nachtwache, öfter zu spät in den Speisesaal des Klosters, dem Trapezarion. Eines Tages war der Saalwächter darüber derart verärgert, dass er den hungrigen Diakon rüde des Saales verwies. Darüber sehr erzürnt, klagte der Diakon vor einer Mutter Gottes Ikone sein Leid und machte ihr schwere Vorwürfe, da er ja im Dienste der Kirche verhindert und daher unpünktlich zum Essen erschien. Er steigerte sich so sehr in seine als Ungerechtigkeit wahrgenommene Behandlung hinein, dass er sein Messer zückte und die Mutter Gottes an ihrer rechten Wange verletzte (stach oder schnitt). Und so ergab sich das erste Wunder, von der diese Ikone zeugt und erzählt. Echtes Blut floss aus der Wunde der hölzernen Ikone und der Diakon, geschockt über seine Tat, verlor den Verstand und sein Augenlicht. Die Mönche fanden ihn vor der Ikone liegend und bezeugten seine Tat. Trotzdem beteten sie für ihn.

Esfagmeni DetailDrei Jahre nach diesem unerhörten Tun, Vorfall und Wunder erschien die Gottesmutter diesem Diakon des Klosters Vatopaidi im Schlaf und gab ihm zu verstehen, sie habe ihm schon längst verziehen, doch werde seine rechte Hand, jene mit der er ihr in die Wange stach, leblos bleiben und erst am Tage des Jüngsten Gerichts gerichtet werden. So gesundete er bis auf seine Hand und verbrachte den Rest seines Lebens betend vor dieser Ikone.

Schließlich starb der Diakon in hohem Alter. Laut Sitte des Heiligen Berges Athos werden die Gräber nach drei Jahren wieder geöffnet, um die Gebeine der Toten umzubetten. So geschah es auch mit unserem Diakon. Alle seine Knochen fand man blütenrein und weiß, bis auf seine rechte Hand, die schwarz und mumifiziert war. Und das ist das zweite Wunder, von der diese Ikone Zeuge ist. Die Reliquie der mumifizierten Hand befindet sich noch heute, schwer lädiert durch die vielen, winzigen Entnahmen damaliger Pilger, im Kloster Vatopaidi auf dem Berg Atos.

Der Griff Marias unter dem Bein  Christi hindurchHeute wird diese Wunderikone leider oft auf sehr einfache Weise an die Gläubigen zum Kauf angeboten, nämlich in Form der Odigitria (die Christus haltende, und auf ihn weisende, dabei den Betrachter der Ikone anblickende Gottesmutter) und ihr wird lediglich eine blutende Wunde zusätzlich auf die Wange gemalt.
Ursprünglich jedoch wurden Ikonen-Abschriften des Wunders angeboten, die über einige Besonderheiten – wie auf der von mir reproduzierten Abschrift zu sehen – verfügen. So wird am unteren Bildrand die dunkle, mumifizierte Urbild EsfagmeniHand dargestellt. Zweiten scheint sich die Gottesmutter ob der rüden Behandlung des Diakons am linken Fuße Christi festzuhalten und greift dabei sogar unter dessen rechtes Bein hindurch. Das sind genau die Elemente, die diese Wunderikone ausmachen und sie, von einer gewöhnlichen Odigitria (Die Wegweisende) Ikone unterscheidbar machen.

Die vorgestellte Arbeit von mir wurde nach einer Vorlage einer griechischen Ikone aus dem 18. Jhd. gemalt. Das darüber hinaus Besondere daran ist, dass sich die Vorlage im Privatbesitz von W.I. befindet und daher nicht mehr öffentlich einsehbar ist. Eine sehr ähnliche Ikone soll sich im Historischen Museum Moskau befinden. Die Malerei ist aber, geschützt unter reichem Silberoblat, bis auf zwei gemalte Gesichter verborgen.
Mit dieser meiner Arbeit trage ich also gern dazu bei, dass sich diese genaue Malerei weiterverbreiten kann als Zeuge eines Wunders und Zeichen Gottes, welcher Zorn, bei nachfolgender Reue, mit Verzeihen begegnen kann.

Weitere Beschreibung der vorliegenden Ikonenmalerei:
Detail Goldmalerei kl (2)
Die mit kräftigen, sehr dunklen Strichen ausgeführte Zeichnung wirkt erst auf dem zweiten Blick zart und sensibel. Die Gewandfalten des dunkelroten Maforium Mariens, sowie ihre in Blautönen gehaltene Tunika wie auch das ebenfalls blaue Himation-Tuch des zur Mutter hochblickenden Kindes sind mit feinen Goldlinien aufgehellt. Ebenso golden erscheint dessen Tunika sowie die innere, hellere Seite des Stoffes des Maforium, jedoch ist dieses nur unter bestimmten Lichteinfall zu sehen! Man muss sich dazu vor der Ikone bewegen oder diese in den Händen halten. Das verleiht dem Gnadenbild einen zusätzlichen Reiz.
Der Saum vom Gewand Mariens findet besondere Betonung mittels vieler kleiner Perlen und Edelsteinen in Karneol und Blau. Das Symbol der Trinität auf dem Maforium, drei Sterne auf Schultern und Stirn, sind mit feinen, weißen Linien erstellt, ebenso wie die über ihrem linken Arm hängende Stickerei des Maforium. Christus hält eine sehr kleine Schriftrolle (Symbol für das AT) in seiner linken Hand, während er mit seiner Rechten den Segensgestus zeigt. Arm und Finger liegen dabei in Harmonie mit dem am Hals aufsteigenden Saum des Maforium der Gottesmutter Maria.

Die Heiligenscheine und die Aufschriften sind in Goldweiß gehalten, im Nimbus Christi ist das Kreuz mit den drei Buchstaben in strahlendem Rot zu sehen. Der hellblaue Hintergrund ist mit goldenen Kringeln besetzt und ist als eine, vielleicht einmalige Besonderheit in der Ikonenmalerei anzusehen.

Die Holztafel verfügt am oberen Rand über einen zur Mitte hin sich verstärkenden Bogen. Dieses hat keine weitere Aussage, sieht aber hübsch und gediegen aus. Unterstrichen wird dies durch einen 4-fachen Rand, der von außen nach innen in den Farben Schwarz, eine feine Goldlinie, Ocker und Rot gehalten ist. Am unteren Rand der Tafel ist ein Streifen aus reinem Blattgold, auf dem links und rechts von dem Relikt der dunklen Hand geschwungene Ornamente in weiß zu sehen sind. Die Nimben von Maria und Christus sind ebenfalls mit Blattgold gefertigt.

Anmerkung:
Die Esfagmeni, also die gestochene Gottesmutter, lässt sich auch mit Die Geschlachtete oder Die Geschnittene übersetzen, wobei die Bedeutung des griechischen Wortes sfagmenos dem der Schlachtung in der Alltagssprache am nächsten steht. Wollte man es daher lieber mit Schneiden verbinden, entfiele dabei aber der Aspekt des Tötens. Weil der Begriff Stechen sowohl eine Tötung wie eine ernsthafte Verletzung mittels eines scharfen Gegenstandes bedeutet, halte ich die Übersetzung in Die Gestochene für das Treffendste.

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