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Das letzte Abendmahl
Das letzte Abendmahl - Ikone Kirsten Voß

Die Abendmahl-Ikone
...und meine Gedanken zu der immer wieder
sich ins Zentrum drängenden Frage, ob denn
auch Maria Magdalena auf dem Abendmahl abgebildet sei.

Wurde Maria Magdalena auf der Abendmahl-Ikone
(von gewissen Künstlern) abgebildet?

Vielleicht. Westliche Künstler interpretieren - im Gegensatz zur orthodoxen Ikonenmalerei - nach ihrer persönlichen Auffassungskraft und stellen ihr persönliches Verständnis und bisweilen auch ihr persönliches Sendungsbewusstsein zur Schau. Sie folgen mit ihrem Tun einem westlichen Kunstverständnis.
Für orthodoxe Christen stellt sich diese Frage nicht, zielt sie doch darauf ab, dass Christus auch leibliche Kinder gezeugt haben könnte und deren Nachkommen eventuell noch unter uns weilen. Dies ist jedoch ein vollkommen weltlicher Gedanke, der die Hohe Strahlkraft im Wirken Jesu Christi zu schlichter Materie reduzieren würde.

In der Spiritualität geht es nicht um die fleischliche,
sondern um die geistige Welt.

 Ein paar Gedanken zum aufwärmen:

  • Maria Magdalena war die Schwester aus der Familie des Lazarus und daher eng mit dem Kreise Christi verbunden.
  • 12 ist u.a. auch die Anzahl der Zwölf Stämme Israels
  • Die Anzahl der namentlich genannten Jünger Christi übersteigt jedoch die Zahl 12 - im Lukas-Evangelium werden 70 bzw. 72 Jünger (die orthodoxe Kirche spricht von Aposteln) erwähnt, welche paarweise das Evangelium verkünden sollen.
  • Theologisch einigte man sich jedoch auf die Abbildung von nur 12 Aposteln ( = Gesandte, eine Art exklusiver Begriff für "die 12 Jünger"), wovon Petrus und Paulus an vorderster Stelle genannt werden.
  • Es folgen immer die vier Evangelisten Johannes,Lukas, Matthäus und Markus, also jene, welche die vier Bücher des Evangeliums schrieben. (Es gibt noch mehr Evangelien, die jedoch kanonisch nicht anerkannt wurden.)
  • und, zum Thema Abendmahl unumgänglich: der Jünger Judas Iskariot (der Verräter), welcher kurz nach Christi Tod ebenfalls umkam. Für ihn springt - z.B. als Zeuge der Auferstehung - z.B. Mathias ein, um die 12 wieder aufzufüllen.
  • Die übrigen Jünger können sein (unvollständige Liste):
    • Jakobus (des Herrn Halb-Bruder, der Ältere)
      Jakobus (Sohn des Alphäus)
      Bartholomäus,
      Philipus,
      Thomas,
      Andreas
      ,
      Thaddäus,
      Simon Kananäus und
      Simon der Zelot (der Eiferer)
      Silvanus und Timotheus
      Nathanael (Joh.-Ev.),
      Barnabas,
      Andronikus und Junia - ein Ehepaar (Römerbrief 16,7)

noch einmal: In der Spiritualität geht es nicht um die fleischliche,
sondern um die geistige Welt.

Ich bemühe an dieser Stelle meinen gesunden Menschenverstand:
Es stellt sich die Frage, wie eine einzige Frau zu damaliger Zeit denn wohl unter einer Gruppe Männer hätte leben können? Auf engstem Raum lebend, in Zelten und zu jeder Tag.- und Nachtzeit.

Wäre eine Frau unter den Jüngern gewesen, hätte diese wohl selbstredend ihrer damaligen Rolle gemäß gekocht, gewaschen und geputzt. Damit wäre sie vollkommen ausgelastet gewesen. Wo bliebe ihr da noch die Zeit, unter die Menschen zu gehen und mit ihnen zu reden, wie es die Jünger Christi taten? Und wer hätte überhaupt mit einer Frau über derart spirituelle Themen reden wollen, wer hätte eine Frau zu damaliger Zeit "für voll" genommen?

Vielleicht wäre sie für die Frauen zuständig gewesen - hätte beim Wäsche waschen am Fluss mit gewöhnlichen Frauen über das Evangelium sprechen können. Möglich, aber wäre dann davon nicht in den Evangelien berichtet worden?

 Bleibt noch die mit immer wieder
über den Weg laufende Behauptung,
Maria Magdalena wäre sogar
mit Jesus verheiratet gewesen.

Darüber steht ebenfalls nichts in den Evangelien. Gut. Verschwörungsanalytiker (im freundlichstem Sinne!) denken diesen Gedanken - ganze Filmproduktionen handeln ja davon - aber es führt sie dennoch auf eine falsche Fährte. Sie befinden sich dann nämlich auf dem ganz profanen Boden der Realität, des Alltags. Das Herabkommen Christi auf die Erde ist aber alles andere als das. Christus zeigte mit seinem Leben, dass es eine andere Art von Existenz gibt, nämlich das Wahre Leben. Christus gab uns mit seiner gelebten Liebe im Sinne von höchster Nächstenliebe Zugang zu unserer eigenen Transformation. Dabei gelten geistige Gesetze und nicht Heirat, Sexualität, Geburt und die Verwurzelung im Irdischen.

Welche Frau wäre damals wohl von einem so edlen Menschen,
wie Christus es gewesen sein muss, innerlich unberührt geblieben!

Maria Magdalena, die Schwester von Lazarus, begegnete Christus sogar des Öfteren, da Christus in dieser Familie verkehrte. Sie erkannte Christus in Liebe und hatte sicher ein zärtliches Gefühl für ihn. Schließlich trocknete sie ihm mit ihrem Haar die Füße und war, zusammen mit Maria, der Mutter Gottes die erste am geöffneten Grab Christi, aus dem dieser zuvor bereits entstiegen war. Zunächst als Gärtner, doch dann als den Herrn erkannten ihn die zwei Marien alsbald. "Rühr mich nicht an!" - soll dieser zu Maria Magdalena gesagt haben, denn das Mysterium war noch nicht vollendet und diese nicht eins (auf geistiger Ebene) mit ihm.

So kann man erkennen, dass es in der Begegnung Maria aus Magdala mit Christus eben nicht um die körperliche Liebe ging, sondern um Agape - die körperlose, aber tiefe, seelisch verankerte Liebe. Mit wenig Worten auf den Punkt gebracht: Eine reine Liebe, ohne Hormone und dem Drang der Erfüllung immer wiederkehrender Bedürftigkeiten und Abhängigkeiten.

Christus kam nicht auf die Welt um sich körperlich zu vermehren.

Er kam auf die Welt, um uns den Weg aus ewiger Verdammnis freizumachen, damit wir zurück kommen in die geistige Welt Gottes, ins Paradies. Sein Same, so darf man es verstehen, war eben nicht mit (Erb-)Sünde behaftet, die weitere Inkarnationen von Nachkommen bedingen würde. Sein Same war rein geistiger Natur, eine kulturelle Revolution gewissermaßen: Nächstenliebe, Friede und Demut wurde den Menschen durch ihn als Ideal gebracht. Das soll im Umkehrschluss nicht heißen, dass körperliche Liebe mit schrecklicher Sünde behaftet ist, aber sie bedingt naturgemäß Nachkommenschaft und Familie, will sagen karmische Verbindungen und Verhaftungen. Für uns Menschen ist dies eine wunderbare Stufe, reich an Erfahrungsmöglichkeiten des miteinander Umgehens und voneinander Lernens, um Nächstenliebe, Friede und Demut spürbar zu machen, um auf diese Weise unsere Seelen zu reinigen. Den Menschen zu damaliger Zeit muss die Lehre Christi wie eine geistige Revolution erschienen sein, denn bisher galt doch das Gesetz des Stärkeren, Vergeltung und Rache.

Eine körperliche Nachkommenschaft Christi wäre der Sache nicht dienlich, nämlich, der gesamten Menschheit den Weg aus ewiger Verdammnis zum Leben zurück zu bahnen. Hätte Christus eine körperlich gezeugte Familie mit Nachkommenschaft, würde dieser Umstand implizit auch eine Privilegienschaft im Sinne eines Adels nach sich ziehen. In der Lehre Christi geht es aber niemals um Aufspaltung und eine Trennung in wir und ihr, sondern die ganze Menschheit ist gleichwertig eingeladen und kann Anteil am Heilsgeschehen nehmen, so sie denn will, denn natürlich hat jeder Mensch den freien Willen, es nicht zu tun. Dies bedingt auch, dass es jederzeit für einen Jeden und einer Jeden möglich ist, aus freien Stücken die Nachkommenschaft Christi anzutreten - wo immer er/sie sich zuvor, sowohl geistig als auch physisch befand.

Christus ist herabgestiegen, um uns emporzuheben.

Durch sein Blut (bei seiner Kreuzigung auf Golgatha) wurden die Sünden Adams (Symbol eines Schädels in einer Höhle unter dem Kreuz) und Evas rein gewaschen - stellvertretend für die gesamte Menschheit. DAS ist seine "Blutlinie" - zurück zur Ur-Sünde, welche die Vertreibung aus dem Paradies bedingte. Indem wir sein Wirken auf Erden mehr und mehr auf geistige Art und Weise zu verstehen lernen, beginnen wir gleichermaßen, uns der geistigen Welt zu öffnen und zu dem zu werden, was wir sind: die Christi Nachfolgenden.

 

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