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Am leeren Grab Christi - syrische Buchmalerei

Eine Rarität in unserer Realität. Diese feine Buchmalerei aus dem frühen 13. Jhd. (1219-1220) befindet sich - vermutlich tief vergraben ob der Mengen an Originalen - in der Biblieteca Apostolica Vaticana, in der vatikanischen Bibliothek. Die feine Buchmalerei aus einem syrischen Evangeliar zeichnet sich durch ihre frohe Farbgebung aus. Hinter der augenscheinlich einfachen Darstellung verbergen sich viele Details, die sich dem aufmerksamen Betrachter und Betrachterin erst nach und nach entschlüsseln. Einiges bleibt der Deutung verborgen und gibt Raum für eigenes Gespür, Wahrnehmen und Erkennen.

Abschrift und Vorlage am leeren Grab Christi
rechts: Original, links: Reproduktion/Abschrift 2019

Pflanzen am leeren GrabMit äußerster Feinheit erblickt man im Hintergrund zwei verschiedene Art säulenähnliche, farbenfrohe Gebilde und eine Pflanze. Die Pflanze gleicht einer großen Araukarie, deren Struktur mittels vieler feiner Striche herausgearbeitet wurde. Der linke Bildteil wird vom Grab Christi dominiert, welches geöffnet ist und den Blick auf die leere Grabbinde Jesu ermöglicht.

Soldaten am leeren Grab ChristiVor dem offenen Grab Christ sitzen zwei römische Grabwachen mit offenem Blick. Dies bezeugt, dass Christi Auferstehung tatsächlich stattgefunden hat und vertreibt die Zweifler, welche eine Art “Entführung” oder “Grabesraub” als Erklärung für das leere Grab heranziehen möchten. Diese wichtige Aufzeigefunktion ehrt die Wachen auf dieser syrischen Buchmalerei derart, dass ihnen auch ein Heiligenschein angedacht wurde.
Über dem Grab erblicken wir ein Kapitell, welches auf Ikonen einen heiligen Ort anzeigt.

kleine Gesichter

Der weiße Engel sitzt auf dem Verschlußstein des Grabes und weist den drei zum Grabe geeilten Marien den Blick ins leere Grab Christi. Die linke, in dunkelweinrotes, leicht Purpur schimmerndes Gewand ist Maria, die Mutter Gottes auf Erden. Neben ihr steht ihre Namensvetterin Maria. Beide tragen Gefäße mit Salböl bei sich, um den gesuchten Leichnam mit kostbaren Ardenölen zu salben. Doch das Grab ist leer.

Maria Magdalena und ChristusDie dritte Maria ist an ihrem typischen zinnoberroten Gewand leicht zu erkennen. Ihr ruhender Blick ist der Figur am rechten Rand der Ikone zugewandt. Sie ist die erste, die den Auferstandenen erkannt hat. Am Kreuz (in dessen Heiligenschein) ist unser Christus auch für uns zu erkennen. Mit leicht erhobener Hand scheint er Maria Magdalenas Wange sanft zu berühren. Diese äußerst zärtliche Geste unterstreicht die tiefe Verbundenheit zueinander. Jetzt mag es Lesende geben, die darin einen Beweis für die Ehe zwischen Maria Magdalena und Jesus erkennen, doch ist hier meiner tiefen Überzeugung nach eine ganz andere Ebene angesprochen als die weltliche. Ikonen und Glaube möchten den Suchenden in die geistige Welt einführen! Also betrachtet wird hier die geistige Nähe der Beiden zur Anschaulichkeit gebracht. Maria Magdalenas Blick wendet sich dem Lebendigen zu und nicht der toten, in der Grabeskammer vermuteten Körperlichkeit und damit der Materie. Maria Magdalena als Schülerin Christi hat erkannt und lebt die Verbindung mit Christus, wie auch wir alle dies tun dürfen, indem wir, ein jeder für sich, eine jede für sich, in eine eigene Beziehung zu Christus, eine Freundschaft mit Christus aufbauen können. Diese trägt durch dieses Leben, gibt Kraft und Sicherheit in allen Lebenslagen, die wir zu meistern gekommen sind.

554 am leeren Grab farbe 20p

 

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